Die KATI-Elemente
Körper, Atmung, ton -und klanggebende Muskulatur, Intuition
Diese Elemente arbeiten in einem ausgeklügelten System zusammen und erst dadurch wird eine authentische Stimmgebung erreicht.
Das Besondere an der Arbeit mit dem KATI-Elementen liegt in der Intention: Wir arbeiten nicht daran, etwas hinzuzufügen, zu verändern oder mit Druck zu agieren. Sondern jedem Element liegt eine Intention des Loslassens zu Grunde. Wir lernen, alles aus dem Weg zu räumen anstatt „noch mehr zu tun“!
Erstes Element: Körper
Unsere Körperkonstitution hat einen Einfluss auf unsere Stimme. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns körperlich kennen und vor allem wahrnehmen können.
Folgende Umstände können unsere Stimme beeinflussen:
– Unfälle, Krankheiten und Fitness
– Tonus (Körpergrundspannung)
– die Fähigkeit, unsere Knochenleitung wahrzunehmen.
Auf Unfälle und Krankheiten haben wir keinen Einfluss. Wohl aber auf unsere Fitness, auf die Art, wie wir mit erhöhter Körperspannung umgehen und darauf, wie wir uns wahrnehmen (können). Bei der Arbeit mit den KATI Elementen beschäftigen wir uns am meisten mit der Wahrnehmung der eigenen Knochenleitung und der Grundspannung im Körper sowie mit der kognitiven Fähigkeit, motorische Abläufe sinnvoll zu vollziehen.
Die Intentions des Loslassens ist hier:
Wir hören auf, unsere Stimme über das Festhalten und Steuern des Körpers kontrollieren zu wollen. Wir lassen die Angst los vor der eigenen Vibration und dem eigenen Klang.
Zweites Element: Atmung
Atmung ist die einzige unserer lebenswichtigen Körperfunktionen, die wir willentlich beeinflussen können. Atmung ist eine Reaktion auf die Bewegung des Zwerchfells nach unten. Das Zwerchfell ist eine mit Sehnen und ein paar Löchern bestückte Muskelplatte, die 80 % unserer Atemkraft ausmacht. Es bewegt sich nach unten beim Einatmen und drückt dabei die Organe unterhalb des Zwerchfells nach außen. Deshalb wölbt sich dabei der Bauch nach außen. Man nennt das auch Bauchatmung oder Zwerchfellatmung. Die Zwerchfellatmung ist die physiologisch richtige Atmung. Bei der Ausatmung entspannt sich das Zwerchfell und geht wieder nach oben. Für die Beweglichkeit des Zwerchfells braucht es eine lockere und bewegliche Bauchdecke. Atmung kann nicht funktionieren bei eingeknickter Haltung, einengender Kleidung oder z.B. Haltungsschäden.
Beim Singen wird die Bewegung des Zwerchfells nach oben verlangsamt, was ein besonderer Vorgang ist. Das Zwerchfell wird auf sparsamen Luftverbrauch eingestellt, so dass die Luft gezügelter wieder abgegeben werden kann. Dies kann langfristig nicht über die Bauchmuskeln erfolgen. Nur am Anfang zum Fühlen verwenden wir gelegentlich die Bauchmuskeln. Danach muss dieser sparsame Luftverbrauch durch Intention (Einstellung und Vorstellung) gesteuert werden.
Was uns beim Atmen vor allem authentisch macht, ist, wenn wir auch dem Einatmen einen gewissen Raum geben. Die Stille beim Einatmen gehört zum Ton und gehört auch zu uns. Deshalb macht es keinen Sinn, sich nur den Klang der Töne zu konzentrieren. Einatmen gehört genau so dazu.
Die Intention des Loslassens ist hier:
Wir lassen den Gedanken los, dass Atmung über die Lunge im Brustkorb funktioniert. Wir lassen die Angst los, nicht genug zu haben.
Drittes Element: Ton -und klanggebende Muskulatur
Der Kehlkopf ist der Tongeber. Beim Singen werden mit der Ausatemluft die Stimmlippen im Kehlkopf in Schwingung versetzt und der Ton erzeugt.
Der Begriff Stimmlippen bezeichnet die Muskulatur an den Stimmbändern, das Bindegewebe und die Schleimhaut zusammen. Bei der Atmung sind die Stimmlippen weit geöffnet. Um einen Ton zu erzeugen, werden sie zusammengebracht. Das ist der Stimmlippenschluss. Die durch den Spalt der Stimmritze entweichende Luft erzeugt mithilfe der Stimmlippen den Ton.
Öffnen, Schließen und Abrollbewegung der Stimmlippen vollziehen sich in einem sehr schnellen periodischen Wechsel. Die Stimmlippen schwingen und dadurch entsteht der Ton. Die Häufigkeit dieser Schwingung bestimmt die Tonhöhe. Ebenso die Länge, Dicke und Spannung. Erhöhte Spannung lässt auch die Stimme höher werden. Aber ohne Spannung kann die Stimmlippe nicht schwingen. Luftdruck entscheidet über die Lautstärke. Aber wenn man nur Luft drauf drücken würde, würden die Stimmlippen einfach auseinandergehen. Deshalb muss man auch kräftigen Luftdruck üben. Beeinträchtigungen können entstehen durch Fehlfunktionen im Kehlkopf, organische Veränderungen der Stimmlippen und störende oder schädigende Einflüsse auf den Kehlkopf.
Nikotin und Alkohol verändern die Durchblutung der Schleimhaut. Das beeinflusst die Beschaffenheit und die Konsistenz des Schleimes. Die Schwingungsfähigkeit wird dadurch beeinträchtigt. Räuspern als Reaktion belastet die Stimmlippen noch mehr. Auch Flüstern ist keine Schonung, da die Flüsterstellung sehr anstrengend ist.
Der Raum oberhalb der Stimmlippen ist Resonanzraum. Die Beschaffenheit entscheidet über den Klang. Dazu gehören auch Lage der Zunge, Öffnungsweite des Unterkiefers, Spannungszustand und Stellung der Lippen, Spannung in Wangen, Zungen und Gaumensegel und der gesamten Muskulatur im Mund -und Halsbereich.
Die Intention des Loslassens ist hier:
Wir lassen den Gedanken los, dass die Stimme im Hals sitzt. Wir lassen die Angst vor der Offenheit im Gesicht los.
Viertes Element: Intuition
Was geschieht, wenn wir es schaffen, uns selbst aus dem Weg zu räumen?
Wenn wir einen Zugang erhalten zum eigenen Instinkt, zu Intuiton, zu unserem Unbewussten, zu unserer Seele?
Die Intuition ist das Element, bei dem wir alles Gelernte wieder vergessen dürfen. Wir dürfen lernen, darauf zu vertrauen, dass das, was wir geübt haben, sich in uns wieder finden kann. Und selbst wenn wir das Gefühl haben, dass sich nichts von dem Geübten ad hoc beim intuitiven Singen wieder findet, so können wir liebevoll üben, genau das zu akzeptieren und weiter machen.
Die Intuition verbindet alle Elemente miteinander und lässt unserer Stimme so erklingen, wie sie jetzt gerade ist. Und das ist authentisch.
Die Intention des Loslassens ist hier:
Wir lassen alles Erlernte wieder los. Wir lassen die Angst vor Kontrollverlust los.